Geschichte des Ortes Vorhelm
Das Dorf Vorhelm hat eine lange Geschichte. Schon in der vorrömischen Eisenzeit waren hier Menschen ansässig. Hier kreuzten sich zwei alte Handelswege: Der „Hellweg“, der von Norden kommend hinter Vorhelm zum Galgenberg anstieg, und die „Friesenstraße“, die von Westen kommend hinter Vorhelm zu den Beckumer Bergen anstieg. Vorhelm war also der Ort „vor dem Anstieg“. Diesen Anstieg nannte man „Helle“. Aus dem anfänglichen Vor-helle-hem (Heim vor der Helle) wurde schließlich Vorhelm.
Wichtige geschichtliche Eckdaten
Ein erstes belegbares Datum ist das Jahr 864: In der dritten Lebensbeschreibung über den hl. Liudger wird der Name Vorhelm erstmals genannt, allerdings in der latinisierten Schreibweise „Furelmi“. In diesem alten Text wird zum ersten Mal auch der Name eines Vorhelmers erwähnt: Wulfbert. Dieser hatte ein krankes Kind namens Amulger. Der gläubige Vater sei nach Essen-Werden zum Grab des Heiligen Liudger gepilgert, um für sein Kind zu beten, und sein Kind sei geheilt worden.
1193 hat der Bischof die kirchlichen Bezirke neu geordnet und auch die Pankratiuskirche zur Pfarrkirche erhoben. Ihr wurden als „Kirchspiel“, das heißt als Pfarrgebiet, außer der Dorfbauerschaft die Bauerschaften Isendorf (jetzt Tönnishäuschen) und Eickel (jetzt Bahnhof) zugeordnet. Damit wurde nicht nur die Pfarrgemeinde, sondern zugleich auch das Dorf Vorhelm im rechtlichen Sinn errichtet, urkundlich bestätigt erst im Jahr 1254. Seit 1193 gehörte Vorhelm zum Archidiakonat (kirchlicher Verwaltungsbezirk) St. Mauritz (Münster) im Oberstift des Fürstbistums Münster. Im späten Mittelalter war das Fürstbistum zudem in Ämter („weltliche“ Verwaltungsbezirke) eingeteilt. Vorhelm gehörte zum Amt Wolbeck. Später wurden Archidiakonate durch Dekanate (kirchlich) und Ämter durch Kreise
(politisch) abgelöst.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ließ sich das Rittergeschlecht Torck in Vorhelm nieder. Sie errichteten den ältesten Teil des Hauses Vorhelm, erwarben bzw. erbten von den Grafen von der Mark und von den Geschlechtern de Beyer und Volenspit in Vorhelm und Umgebung viele Grundstücke und Höfe, die ihnen Jahrhunderte lang abgabenpflichtig blieben.
1487 stiftete Torck die Vikarie St. Anna zu Vorhelm.
1498 wurde erstmals eine Antoniuskapelle an der alten Straßenkreuzung erwähnt, ein „Tönnishäuschen“, das später zum Namensgeber der Bauerschaft Isendorf wurde. 1522 wurde die Kapelle neu errichtet und 1752 entstand der Neubau an der jetzigen Stelle.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wütete im Münsterland der Spanisch-Niederländische Krieg. Wiederholt brach die Pest aus und auch Vorhelm war davon betroffen.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) hatte Vorhelm unter Plünderungen und
Brandschatzungen zu leiden. 1632 wurde die Kirche von durchziehenden Truppen in Brand gesetzt. Mehrere Häuser brannten mit ab. Zeitweise war die gesamte Bevölkerung des Dorfes geflüchtet. Durch die Zwangserhebung von Geldzahlungen war das Dorf noch viele Jahrzehnte stark verschuldet.
Herren auf Haus Vorhelm wurden ab 1673 von Westerholt, ab 1693 von Reede, ab 1738 Droste zu Vischering und ab 1974 von Schall-Riaucour.
Im Siebenjährigen Krieg (1756-63) wurden viele Höfe geplündert und gebrandschatzt.
1803 kam Vorhelm nach Auflösung des Fürstbistums Münster zunächst an Preußen.
1807 wurde das preußische Erbfürstentum Münster und somit auch Vorhelm unter
französische Herrschaft gestellt.
1809, nach dem Sieg Napoleons über Preußen, schuf dessen Neffe das "Königreich
Westfalen" unter französischer Verwaltung. Vorhelm und Enniger wurden zusammen die 'Mairie Vorhelm', geleitet vom Maire (Bürgermeister) Johann Heinrich Brüning.
Nach einem Beschluss des „Wiener Kongresses“ entstand 1815 der Regierungsbezirk Münster, wodurch Vorhelm wieder eine preußische Gemeinde wurde.
1841 bildeten sich aus den Bürgermeistereien Amtsbezirke, so auch das Amt Vorhelm, geleitet von einem Amtmann.
1862 wurde Augustin Wibbelt in Vorhelm geboren. Er wurde Priester und besonders als westfälischer Heimatdichter weit über die Grenzen Vorhelms bekannt. Nach seinem Tod (1947) findet man sein Grab in einer Kapelle auf dem elterlichen Hof.
1870 setzte mit der bergbaulichen Gewinnung von Strontianit ein erster industrieller
Aufschwung für Vorhelm ein. Das Dorf erlebte eine regelrechte „Goldgräberzeit“, die aber
schnell endete (1893), weil Strontianit durch ein anderes günstigeres Mineral ersetzt werden konnte.
1893 wurde die neue St.Pankratius – Pfarrkirche geweiht.
1939 hatte Vorhelm 1.710 Einwohner.
1946 stieg die Einwohnerzahl Vorhelms durch Zuzug vorwiegend schlesischer
Kriegsflüchtlinge und Vertriebener auf 2.400 an.
1954 feierte Vorhelm mit einem großen Umzug sein 700-jähriges Bestehen.
1966 wurde die zweiklassige Volksschule in Tönnishäuschen aufgelöst, die Kinder
wechselten zur Schule nach Vorhelm. 1969 erfolgte eine Umwandlung des bisherigen Schulsystems in Grund- und Hauptschule. Die Augustin-Wibbelt-Schule wird seither als Grundschule nur noch mit den Jahrgängen 1 bis 4 weitergeführt.
1974 entstand aus einer Fabrikhalle das weit über die Grenzen des Dorfes hinaus bekannte Veranstaltungszentrum Hellbachhalle.
1975 wurde Vorhelm mit nunmehr 3 800 Einwohnern zum 1. Januar durch die kommunale Neugliederung ein Stadtteil von Ahlen. Die Fläche Ahlens stieg damit um 25 Prozent an.
1979 baute die evangelische Kirchengemeinde Sendenhorst/Vorhelm für die evangelischen Mitbürger ein eigenes Gotteshaus, die Nikolaikirche.
1989 wurde der Bahnhof Vorhelm nach 101 Jahren von der Deutschen Bahn
wegrationalisiert.
1993-99 erfuhr Vorhelm durch die Erschließung neuer Baugebiete ein weiteres
Bevölkerungswachstum.
2001, in den Abendstunden des 3.Mai, fiel mehrere Stunden lang ein Niederschlag von bis zu 140 Litern pro qm auf Ahlen und Vorhelm. Im Ortsteil Bahnhof stieg das Wasser aus den Kanälen und überflutete Straßen und Keller.
2001 verlor Vorhelm mit der Schließung der Hellbachhalle die beliebte Veranstaltungshalle, die viele Jahre für große Feiern, Versammlungen und Ausstellungen genutzt wurde
2004 Der Vorhelmer Pastor Hermann Honermann fand in alten Schriften Hinweise, dass Vorhelm erheblich älter ist als die bis dato angenommenen 750 Jahre. In einem großen Volksfest wurde "Vorhelm - 800 Jahre und mehr ... " gefeiert.
2007 wurde das Zementwerk Bosenberg als letzter größerer Betrieb in Vorhelm
geschlossen. Nach der Molkerei in Tönnishäuschen, der Schuhfabrik Steinhoff, dem
Emaillierwerk Otterstedde und dem Dampfsägewerk Venker ging damit wieder eine größere Zahl an Arbeitsplätzen verloren. So mussten Menschen auf neue Arbeitsplätze in Vorhelm oder im Umfeld wechseln, was aufgrund der im Laufe der Zeit deutlich gestiegenen Mobilität ohne größere Probleme möglich war.
2012 Durch den Kauf der historischen Mühle Krumtünger wurde der Heimatverein Vorhelm auch Eigentümer des markanten Domizils, das er bereits seit 1986 mit viel Engagement und in Eigenarbeit saniert, damit erhalten und genutzt hatte.
2024 wurde die Nikolaikirche entwidmet. Das Gebäude wird fortan als Bürgerhaus genutzt.